Abgasskandal und Klimawandel stellen die Logistik vor völlig neue Herausforderungen. Diese Themen werden die Logistik Trends 2020, 2021+ bestimmen. Gesucht werden effizientere Strukturen, neue Antriebstechnologien und sparsamere Logistik Konzepte. Doch auch andere Themen bestimmen die Logistik Trends der Zukunft. Dazu gehören Fortschritte in der Automatisierung der Abläufe. Nicht nur das prominente autonome Fahren spielt hier eine Rolle. Auch in der Verladung und im Lager sollen Roboter die Kontrolle übernehmen. Ein weiterer Logistik Trend 2020 ist der ergonomische Arbeitsplatz, der immer mehr an Bedeutung gewinnt, je wichtiger es wird, gutes Personal so lange wie möglich zu halten. Hier sind wir gleich bei einem weiteren wichtigen Logistik Thema der Zukunft: Der Fachkräftemangel schwebt wie ein Damoklesschwert über der gesamten Branche. Mit welchen Logistik Konzepten der Zukunft sich die Industrie auf diese Veränderungen einstellt, haben wir hier zusammengefasst.
Noch vor wenigen Jahren waren Klimawandel und Nachhaltigkeit Randthemen bei der Diskussion um die Zukunft der Logistik. Das Thema ist zwar grundsätzlich nicht neu, war aber noch nie so drängend wie heute. Feinstaubwerte, CO2-Ausstoß und “Fridays for Future” haben die Nachhaltigkeit und den Klimawandel zu einem zentralen Logistik Thema für 2020, 2021 und darüber hinaus gemacht. Die Herausforderung ist groß und so sind die Vorschläge ihr zu begegnen vielfältig. Effizientere Motoren und kürzere Transportwege allein werden hier nicht mehr helfen. Neue Antriebsstoffe müssen her und nicht nur die Elektromobilität spielt hier eine bedeutende Rolle. Viele Unternehmen experimentieren mit verschiedenen Antrieben und viele stoßen bei ihren Experimenten an Grenzen. So gibt es bei der Elektromobilität noch immer große Probleme bei der Reichweite. Auch an Ladestellen mangelt es im ganzen Land. Im grenzüberschreitenden Verkehr ist die Batterie derzeit so unzuverlässig, dass sie eine kaum ernstzunehmende Option bleibt. Experimentiert wird daneben auch mit der Brennstoffzelle. Hier gibt es weniger Probleme bei der Reichweite und auch das Tanken geht wesentlich schneller als beim Stromer. Bisher sind die Anschaffungskosten allerdings besonders hoch und Tankstellen sind rar. Auch Biokraftstoffe stehen auf der Liste der Alternativen weit oben, vor allem als kurzfristige Option.
Die Automatisierung ist nicht nur ein wichtiger Trend in der Logistik. In allen Branchen steht das Thema weit oben auf der Agenda. Die Logistik Trends der Zukunft kommen um das Thema nicht herum. Schon heute werden Abläufe wo möglich automatisiert und digitalisiert. Hier wird sich in der Logistik 2020 und 2021 viel tun. Die Automatisierung und Digitalisierung erfasst nahezu jeden Bereich in der Logistik. Während in den vergangenen Jahren erste Testläufe erfolgreich waren, werden bis 2021 erste autonome LKW im Routinebetrieb auf die Straßen kommen. Ein Fahrer wird sehr wahrscheinlich auch dann noch anwesend sein. Doch eingreifen muss er wohl immer seltener. Derweil schreitet die Automatisierung im Lager und bei der Verladung voran. Schon heute gibt es völlig menschenleere Lager und Roboter übernehmen immer mehr Aufgaben völlig selbstständig. Hocheffiziente Robotersysteme, die selbstständig ihre Aufgaben erlernen kommissionieren schon heute völlig selbstständig kleine Teile im Lager. Sie werden sich in den kommenden Jahren in der gesamten Branche ausbreiten.
Die Arbeit in der Logistik zählt als besonders hart und Unfall-anfällig. Die Logistik Branche hat diese Problematik erkannt und nutzt auch modernste Technik, um Verbesserungen zu erwirken. Ein sicherer und ergonomischer Arbeitsplatz soll zum Standard in der Logistik der Zukunft werden. Einer der Trends hier sind sogenannte Exoskelette. Diese dienen verschiedenen Zwecken und können Mitarbeitern im Lager beispielsweise das Heben schwerer Gegenstände erleichtern. Ein Antrieb durch Elektromagneten und eine bessere Verteilung des Gewichts auf den Körper sollen dieses Ziel erreichen. Noch ist diese Technologie neu und unerprobt. Welche Chancen sie bietet, wird sich noch zeigen. Augmented Reality ist ein weiteres Konzept der Zukunft, das Mitarbeitern die Arbeit erleichtern soll. So könnten Datenbrillen den Arbeitsalltag von Kommissionierern steuern und so einen effizienteren Arbeitstag ermöglichen.
Ergonomie am Arbeitsplatz hängt auch mit einem weiteren zentralen Problem der Branche zusammen. Im Schnitt werden Arbeitnehmer in der Logistik immer älter und werden in nächster Zeit aus dem Berufsleben ausscheiden. Besserer Arbeitsplatzkomfort und Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz gehen dieses Problem gleich von zwei Seiten an. Einerseits soll der körperliche Verschleiß in der Logistik auf ein absolutes Minimum gesenkt werden. Das macht nicht nur die Mitarbeiter gesünder und glücklicher, sondern führt auch dazu, dass diese länger im Berufsleben verbleiben, also später in Rente gehen. Zudem macht es den Beruf attraktiver und zieht so mehr jüngere Menschen auf Arbeitssuche an. In den vergangenen Jahren litt die Branche teils unter einem schlechten Image. Maßnahmen zur Gesundheitsförderung schaffen hier Abhilfe. Am Ende profitieren alle: Die Unternehmen von produktiveren Arbeitskräften und die Mitarbeiter von einer weniger belastenden Tätigkeit.
Daten sind in der Logistik massenhaft vorhanden. Bisher liegen sie zu über 90 Prozent ungenutzt auf Servern oder noch immer in Aktenordnern. Um in Zukunft mithalten zu können müssen Unternehmen diesen Datenschatz heben und für sich nutzbar machen. Das fängt bei der Optimierung des Dieselverbrauches an, geht über die Optimierung von Routen und hört bei der effizienten Kommissionierung nicht auf. Big Data ist zudem ein Schlüssel zur weiteren Automatisierung. Auch im Bereich der Kombination dieser beiden Bereiche wird in den kommenden Jahren einiges erwartet. Auch dieses Thema wirkt zurück auf bereits angesprochene Probleme. Durch eine erhöhte Effizienz in den Abläufen kommt die Logistik ihrem Ziel von nachhaltigen und klimafreundlichen Prozessen schneller näher. Zudem kann die Technologie helfen, Tätigkeiten zu identifizieren, die Mitarbeiter belasten und dafür sorgen, dass Angestellte da geschont werden, wo sie am stärksten profitieren.
Ein Problem bleibt der Logistik auch im kommenden Jahrzehnt erhalten: Wie kann die sogenannte letzte Meile effizient gemanagt werden? Aktuell ist der Grad an Frustration in diesem Bereich überall maximal hoch. Verbraucher warten auf Pakete, die dann doch nicht geliefert werden. Fahrer verschwenden kostbare Zeit auf Routen, auf denen Sie Empfänger dann doch nicht antreffen. Online-Händler müssen zuverlässige Prognosen über den Versand abgeben und bekommen dann die Beschwerden ihrer Kunden zu hören. Die Situation wird dadurch noch dramatischer, dass der Online-Handel in den kommenden Jahren exponentiell wachsen wird. Viele neue Bereiche werden erschlossen werden. Neben dem Online-Lebensmittelhandel zählt dazu auch der B2B-Bereich im e-Commerce. Viele Ideen stehen im Raum, der Problematik zu begegnen. Die kommenden Jahre werden entscheiden, welche Ideen sich durchsetzen und welche wieder in der Schublade verschwinden. Themen sind hier die Drohnenlieferung, die Lieferung an smarte Paketkästen oder smarte Haustüren. Auch die bessere Vernetzung von Lieferant und Verbraucher wird hier eine wichtige Rolle spielen.
Noch befindet sich die Blockchain in der absoluten Anfangsphase der Anwendung. Das ist auch in der Logistik nicht anders. Einer Studie des US-amerikanischen Technologie-Unternehmens Zebra zufolge wird sich das im neuen Jahrzehnt jedoch radikal ändern. Die Blockchain ist eine Technologie, die es erlaubt, Datenmengen sicher zu speichern, zu archivieren und zu verschlüsseln. Zudem erlaubt die Technologie den Zugriff auf diese Daten zuverlässig auf eine Gruppe berechtigter Stakeholder zu beschränken. Regierungen und Aufsichtsbehörden weltweit sehen darin ein optimales Instrument in der Bekämpfung der organisierten Kriminalität, der Steuerflucht oder der Optimierung der Zollabfertigung. Jede Transaktion wird in der Blockchain verschlüsselt dokumentiert und kann nachträglich nicht mehr verändert werden. Das erlaubt es Behörden, Warenströme exakt nachzuvollziehen und Muster ausfindig zu machen. Dadurch wird der Technologie eine zentrale Rolle in der Überwachung globaler Lieferketten zukommen. Hier spielt auch die Sicherheit von Lebensmittel- oder pharmazeutischem Handel eine bedeutende Rolle.
Doch auch für Unternehmen bietet die Blockchain erhebliches Potenzial in der Effizienzsteigerung, der Datensicherung und der Überwachung der gesamten Lieferkette. Mithilfe der Technologie lassen sich kritische Stellen im System schnell identifizieren und verwalten. Auch ineffiziente Strukturen fallen so schnell auf und können verändert werden. Das ist insbesondere für die immer stärker verzweigten Lieferketten rund um den Globus von Bedeutung. So kann das Lager in Mitteleuropa schon auf den Transport aus Russland vorbereitet sein, bevor die Ware überhaupt verladen ist. Auch in der Zollabfertigung und dem Tracking von Sendungen sind Effizienzsteigerungen zu erwarten.
Ein weiterer Trend in der Logistik der 2020er Jahre wird die künstliche Intelligenz, kurz KI oder AI (für Artificial Intelligence) sein. In Zukunft werden intelligente Rechner die Automatisierung in der Logistik selbst in die Hand nehmen und Prozesse vollautonom steuern. Ein erster Schritt ist auf diesem Weg die vollautomatische Beobachtung der Abläufe durch Sensoren und Kameras, die Daten in Echtzeit erfassen und zur Auswertung an einen zentralen Rechner senden. Der Computer erkennt schneller als jeder menschliche Beobachter, wenn es zu auffälligen Abweichungen kommt und kann in Zukunft sogar selbstständig reagieren und Produktionsprozesse anpassen, Waren umleiten oder Arbeitsschritte verändern.
Auch die Mitarbeiter der Zukunft werden mit modernster Technologie ausgestattet, die ihre Arbeit analysiert und intelligent steuert. Schon heute gibt es erste Anwendungsfälle für sogenannten Augmented Reality in Fabriken und Lagern. Hierbei werden Mitarbeiter mit speziellen Brillen, Armbändern oder Kopfhörern ausgestattet, die in direktem Kontakt zum zentralen Steuerungssystem stehen. Dieses kann die Mitarbeiter anleiten, sie mit Echtzeitinformationen versorgen oder Prognosen über die nächsten Arbeitsschritte liefern. Das ist insbesondere in Bereichen mit einer hohen Fluktuation der Arbeitskräfte oder mit Saisonarbeit interessant, weil hier Effizienzgewinne durch eine schnellere Einarbeitung erzielt werden. Aber auch in anderen Bereich kann die Technologie einen effizienteren Einsatz von Arbeitskräften ermöglichen oder beschwerliche Tätigkeiten erleichtern.
In einigen Bereichen werden Arbeitsschritte ganz oder teilweise auf Roboter verlagert. Hier arbeiten Maschinen und Menschen Hand in Hand und lernen voneinander. So können Abläufe noch effizienter gestaltet werden und die Vision der menschenleeren Fabrik rückt ein kleines Stück näher.
Ein Schlüssel zur vollständigen Vernetzung der Lieferketten und der intelligenten Auswertung von Workflows und Arbeitsumfeld sind Daten. Zur Gewinnung einer ausreichenden Datenmenge und zur Live-Beobachtung aller Arbeitsschritte müssen selbst kleinste Gegenstände erfassbar gemacht werden. Nichts soll dem Master-Eye des Steuerungscomputers entgehen, damit sein intelligenter Algorithmus keine falschen Schlüsse aus seinem Input zieht. Die Ausstattung mit RFID-Chips ist im kommenden Jahrzehnt das Mittel der Wahl, um den Computer sehen zu lassen. Die Chips, die im nahen Umfeld mit Lesegeräten kommunizieren können, werden den Rohstoff der Advanced Analysis, der umfassenden Erfassung und Analyse der Geschäftsprozesse liefern. In Echtzeit können so Daten von jedem Ort der Lieferkette in das System eingespeist werden. Zusammen ergeben diese Daten ein umfassendes Bild von Prozessen, Umgebung und Arbeitsschritten. Der Computer lernt mit der Fülle an Daten und setzt selbstständig Optimierungen im System um.
Der Wandel der Logistik Branche hat bereits eingesetzt. Grundsätzlich haben sich die Themen der Logistik Revolution nicht verändert. Allerdings haben sich die Gewichte stark verschoben. Nachhaltigkeit und Klimaschutz werden immer wichtiger. Druck kommt hier nicht nur vom Verbraucher, sondern immer stärker aus der Politik und auch von großen Unternehmen, die sich um ihr Image sorgen. Außerdem ist hier schnelles Handeln gefragt, weil staatliche Regulierungen den Status Quo bald arbeiten könnten. In den Bereichen Automatisierung, Digitalisierung und Big Data sind die Grundlagen geschaffen, in den nächsten Jahren geht es hier vor allem um die richtige Umsetzung. Offen bleibt weiter die Frage, wie mit der letzten Meile umzugehen ist.
Titelbild: © 2015 Daimler AG Deutschland